Phönix Laboratorium GmbH

Spagyrik / Fragen und Antworten Teil 3

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Wann und wo ist die Spagyrik entstanden?

Man kann zur Entstehung der Spagyrik keinen konkreten Zeitpunkt und keinen Ort angeben. Die Spagyrik ist entstanden, als der Mensch begann, seine Gesundheit, seine Krankheiten, sein Schicksal und sich selbst verstehen zu wollen. Vermutlich ist die Spagyrik an verschiedenen Orten entstanden. Immer, wenn Menschen mit den lebensfördernden Kräften der Naturreiche umgehen, sie im Mineral und in den Pflanzen suchen, um Kranke behandeln zu können, ist das als Anfang der Spagyrik zu sehen. Einer der bekanntesten und wahrscheinlich auch letzten Vertreter der ganz alten Spagyrik lebte von 1493 bis 1541. Sein Name war Theophrast von Hohenheim. Besser bekannt ist er bis heute unter dem Namen Paracelsus. Auch die meisten modernen Spagyriker beziehen sich auf Paracelsus. Er hatte einen entscheidenden Einfluss auf die heutige Spagyrik – viele Einrichtungen, wie z.B. Heilbäder, Apotheken und Kliniken, sind nach ihm benannt.

Welche Bedeutung haben die "Kräfte" der pflanzlichen Bestandteile in den spagyrischen PHÖNIX-Liquida?

Die pflanzlichen Bestandteile haben, ebenso wie auch die metallischen Zubereitungen, eine kräftemäßige Ausrichtung, die durch die "Planeten" symbolisiert wird (siehe dazu PHÖNIX-Spagyrik Fragen und Antworten 2). Sie ist normalerweise nicht so eindeutig wie bei den Metallen. Die Pflanze kann von einer, zwei, drei oder sogar mehr Kräften ("Planeten") dominiert werden.

Die pflanzlichen Heilmittel verfügen durch die vielfältigen Möglichkeiten der Kräfte-Kombinationen (Planetenkräfte-Kombinationen) über ein größeres Spektrum als die Metalle. Die Kraftausrichtungen in der Spagyrik beschreiben neben der Einteilung nach den üblichen Indikationsgebieten das therapeutische Einsatzgebiet der Zubereitungen. Hier tritt einer der großen Unterschiede zu anderen Therapierichtungen zu Tage:

Die Spagyrik richtet sich bei der Therapie nicht nur nach den Indikationsgebieten, sondern zusätzlich nach den Kraft-Ausrichtungen, die durch die Planeten symbolisiert werden.

Die Kraftausrichtungen sind jedem spagyrischen Heilmittel und jeder Heilpflanze spezifisch und ermöglichen somit eine individuelle und präzise Therapie. Für die therapeutische Praxis bedeutet das, dass die Erkrankung immer mit einer spagyrischen Zubereitung, welche die entsprechende Indikation aufweist, behandelt werden muss. Darüber hinaus wird einerseits darauf geachtet, dass Zubereitungen angewandt werden, welche dieselbe "Planetenausrichtung" aufweisen wie das betroffene Organ. Andererseits muss die Zubereitung auch die der Erkrankung zugrunde liegenden Schwächen (Mangel an spezifischen Kräften) therapieren. Diese Schwächen sind in der Regel schon

  • konstitutionell angelegt,
  • durch eine Vorschädigung entstanden
  • und psychosomatisch gefördert.

Daraus ergibt sich, dass z.B. Patienten mit einer Herzinsuffizienz grundsätzlich mit indikationsspezifischen und "sonnenausgerichteten" spagyrischen Zubereitungen behandelt werden müssen. Je nach vorliegender Konstitution und Ursache der Erkrankung sollte die Zubereitung zusätzlich mond- und vielleicht venusausgerichtete oder merkur- oder saturnausgerichtete Kräfte enthalten.

Wenn die Ursachen nicht diagnostiziert werden können, ist es therapeutisch am relevantesten, die Schwächen der konstitutionellen Grundlage und die psychischen Mängel zu behandeln, da auf dieser Basis die Erkrankung entstanden ist. Die Mängel oder Schwächen sind auf jeder Ebene identisch mit einem Ungleichgewicht der "Planetenkräfte". Neben der Anwendung spagyrischer Präparate ist es natürlich auch durch die Ernährung und die Lebensführung möglich, das Gleichgewicht zu fördern. Auch Nahrungsmittel und Tätigkeiten fördern bestimmte Kräfte. Eine weitere Besonderheit der Spagyrik ist, dass sie dieses Ungleichgewicht dadurch therapiert, dass sie benachteiligte Kräfte durch spagyrische Arzneimittel, durch die Ernährung und durch die Lebensführung fördert und nicht dadurch, dass sie dominierende Kräfte hemmt! Wichtig ist, sich immer zu vergegenwärtigen, dass jedes Organ, der gesamte Organismus, jeder Mensch sein individuelles Gleichgewicht besitzt.

Welche Pflanzen enthalten welche Planetenkräfte?

Als Beispiele werden nachfolgend Pflanzen mit einer deutlichen Planeten-Dominanz genannt:


Sonne

Hypericum perforatum,

das Johanniskraut oder Hartheu ist eine deutliche "Sonnen-Pflanze". Sie trägt also vorwiegend solare Kräfte. Hypericum kommt in Nordafrika, Europa und Mittelasien vor. Die Bezeichnung "Hypericum" geht scheinbar auf einen griechischen Ausdruck zurück, der soviel bedeutet wie "über einer Erscheinung". Es heißt, der Teufel hätte die Pflanze wegen ihrer zahlreichen Heileigenschaften mit unzähligen Nadelstichen durchlöchert: "perforatum". Wenn man ein Blatt gegen das Licht hält, ist zu sehen, dass die Blätter durchscheinend punktiert sind. Zerreibt man die Blüten zwischen zwei Fingern, so färbt der austretende rote Saft die Haut violett. Es entsteht dieselbe Farbe wie bei einer speziellen spagyrischen Zubereitung von Gold, dem "Sonnenmetall". Hypericum verbessert die Aufnahme von "Licht". Das sind alles Hinweise auf die Sonnenkräfte der Pflanze. Entsprechend werden die Hypericum-Zubereitungen angewandt. Sie wirken aufhellend, aktivierend, regenerations- und heilungsfördernd.

Die photosensibilisierende Wirkung, durch die es scheinbar bei hellfarbigen Weidetieren zusammen mit der Sonnenstrahlung zu brandblasenähnlichen Erscheinungen kommen kann, entsteht nur bei extremer "Überdosierung". Das heißt, wenn diese Tiere sehr viel Johanniskraut auf der Wiese fressen. Interessant ist, dass bei den Hypericum-Tinkturen, welche in der PHÖNIX-Spagyrik angewandt werden, dieser Effekt selbst bei extrem hoher Dosierung noch nie beobachtet wurde.

Mond

Cimicifuga racemosa

(Cimicifuga racemosa), das Wanzenkraut, die Silberkerze oder auch Traubensilberkerze, eine Pflanze, welche vorwiegend lunare Kräfte trägt, also zu den "Mond-Pflanzen" gehört. Die Silberkerze - der Name weist schon auf den Mond hin - ist heimisch in Nordamerika und Kanada. Die therapeutische Anwendung wurde aus der Medizin der nordamerikanischen Indianer entnommen. Sie benutzten sie unter anderem zur Behandlung schmerzhafter Regelblutung, zur Geburtshilfe und zur Behandlung von Schlangenbissen.
Die arzneiliche Zubereitung hat einen Einfluss auf die weiblichen Sexualorgane. Die Traubensilberkerze wird bei prämenstruellen und klimakterischen Beschwerden, psychischen und neurovegetativen Beeinträchtigungen, Schlafstörungen und klimakterischen Depressionen eingesetzt. Der "Mond" hat bekanntlich 2 Pole im menschlichen Organismus: das Gehirn und die Genitalorgane (siehe auch PHÖNIX Spagyrik Fragen und Antworten 2). Diese 2 Pole zeigen sich sehr deutlich im Anwendungsgebiet von Cimicifuga. "Mondzubereitungen" fördern die psychische Ausgeglichenheit und die geschlechtlichen Rhythmen. Sie wirken ausgleichend (z.B. bei Lustlosigkeit, Reizbarkeit, Schlafstörungen) und kühlend (z.B. bei Schwindel, Schweißausbrüchen und Hitzewallungen).

Venus

Solidago virgaurea,

die echte Goldrute ist eine typische "Venus-Pflanze". Die Echte Goldrute ist in Europa heimisch. Die oberen Teile des frischen aufblühenden Krautes mit Blüten werden mazeriert. Zubereitungen aus der Echten Goldrute wirken diuretisch, antiphlogistisch und spasmolytisch. Sie sind bei Erkrankungen des Harnapparates, auch der Lithiasis, wirksam und werden als Nieren-Drainagemittel zur verbesserten Ausscheidung harnpflichtiger Stoffe und Toxine eingesetzt. Früher wurde Solidago virgaurea auch "Heidnisch Wundkraut" genannt, was darauf hinweist, dass schon Germanen oder Kelten das Kraut zu Heilzwecken gebrauchten.

Mars

Urtica urens,

die kleine Brennessel oder Eiternessel weist uns deutlich auf ihre planetare Ausrichtung hin. Jeder kennt das Brennen nach Berührung. Die Pflanze trägt vorwiegend Marskräfte.
Urtica urens, die einjährige Brennessel oder Eiternessel und Urtica dioica, die Zweihäusige Brennessel oder Große Brennessel und deren Hybriden findet man in Nordafrika, Europa, Asien und Nordamerika. Medizinisch kann man sie alle gleich oder zumindest ähnlich verwenden.
Die frische blühende Pflanze wird einer einfachen Mazeration unterworfen. In der Spagyrik wird die Zubereitung innerlich als Diuretikum, bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, zur Ausleitung von harnsauren Salzen über die Nieren bzw. den Harn, bei Nierengrieß, bei Arthritis, bei Gelenk- und Muskelrheumatismus, bei Urticaria und bei Anämie angewandt.

Jupiter

Aesculus hippocastanum,

die Rosskastanie ist bei uns gut bekannt. Sie stammt ursprünglich aus Nordindien, Persien, dem Kaukasus und Nordgriechenland. Durch die Kultur wurde der Baum weit verbreitet. In der Rosskastanie sind besondere Jupiter-Kräfte enthalten. Die Zubereitung wirkt antiexsudativ, adstringierend, antiphlogistisch, antiödematös und venentonisierend und wird daher bei venösen und lymphatischen Stauungserscheinungen angewandt.
Wirksam ist Aesculus hippocastanum bei venösen Stauungen, der Varikosis, beim postthrombotischen Syndrom, bei Ulcus cruris; auch werden Aesculus-Zubereitungen bei Lebererkrankungen angewandt. Hier soll Aesculus den bei Lebererkrankungen entstehenden venösen Stauungen vorbeugen.
Durch seine therapeutische Eigenschaft wird Aesculus hippocastanum allgemein bei den Symptomen der chronisch venösen Insuffizienz, Juckreiz, Schweregefühl, Schmerzen der Beine, bei posttraumatischen und postoperativen Weichteilschwellungen eingesetzt.
Hinsichtlich der Dosierung von Aesculus-Zubereitungen ist Folgendes zu beachten: Zu niedrig dosiert, das heißt zu hoch potenziert, haben sie keine oder eine zu geringe Wirkung. Zu hoch dosiert, z.B. als Extrakt, führen sie zu Schleimhautreizungen des Magen-Darm-Traktes. Aus diesem Grund sollten sie - wie übrigens fast alle Zubereitungen aus ungiftigen Pflanzen - in einer Dosierung verabreicht werden, die der natürlichen Stoffkonzentration in der Pflanze entspricht. Das am besten geeignete Verfahren ist eine schonende Mazeration, die zu einem Auszug führt, der weder konzentriert noch verdünnt wird.

Saturn

Tartarus

ist Weinstein. Er ist zwar keine Pflanze, aber eine sehr wichtige pflanzliche Substanz, die aus aus der Weinrebe, Vitis vinivera, hergestellt wird. Die Weinrebe ist allgemein bekannt. Sie gehört zu den ältesten Kulturpflanzen, die es gibt. Die Rebe wächst kräftig und kann über 5 m hoch ranken. Der Wein trägt große Blätter mit einer herzförmiger Basis, die 3- bis 5lappig sind. Ab September bis Oktober kann man schwarze, fast blaue oder hellgrüne Trauben ernten. Der Weinstein ist ursprünglich im Traubenmost enthalten. Wenn durch die Gärung Alkohol entsteht, verliert er seine Fähigkeit zur Löslichkeit mit zunehmendem Alkoholgehalt. Er lagert sich an den Wänden des Weinfasses und am Boden in kristalliner Form ab. Die alten Spagyriker sahen darin eine Analogie zur Ablagerung von kristallinen Stoffen - insbesondere von Harnsäure - in den Hohlräumen der Harnorgane und in Geweben. Daher schufen sie Zubereitungen aus Weinstein, die Ablagerungen und Steine wieder auflösen konnten.
Weinstein wird in der PHÖNIX-Spagyrik nach HAB, Vorschrift 54b, aus gereinigtem Weinstein zubereitet. Der gereinigte Weinstein wird "Tartarus depuratus" genannt. Dieser besteht fast ausschließlich aus Kaliumhydrogentartrat. Die Zubereitung, die für die Herstellung der PHÖNIX-Spagyrika verwendet wird, ist nach Conrad Johann Glückselig benannt. Sie hat die Bezeichnung "Tartarus depuratus Ø spag. Glückselig".

Manche Pflanzen tragen doch mehr als nur eine Planetenkraft?

Wie schon eingangs erwähnt, gibt es bei vielen Pflanzen keine eindeutige "Planeten"- Dominanz. Als Beispiel sei Silybum marianum, früher auch Carduus marianus genannt, die Mariendistel, aufgeführt. Sie ist im Mittelmeergebiet heimisch, wird aber auch bei uns in Deutschland kultiviert. Silybum marianum ist in der Naturheilkunde gut bekannt. Die dominanten Planetenkräfte der Mariendistel sind tatsächlich Jupiter und Mars. Grundlage zur Herstellung von Arzneimitteln sind heute fast ausschließlich die Früchte, es kann aber auch das ganze Kraut verwendet werden. Schon Anatomie und Wachstum weisen auf Marskräfte hin. An den Blatträndern sitzen Stacheln, und wenn die Blätter wachsen, schieben sie sich aus der Wurzel nach oben, dann horizontal nach den Seiten weg, wie Scheren. Dabei durchstechen sie zartere Nachbar-Pflanzen mit den Stacheln und verdrängen sie vollkommen. Hier finden wir deutlich das Mars-Prinzip. Bei den Früchten hingegen ist besonders das Jupiter-Prinzip ausgeprägt. Sie speichern energiereiche Stoffe, Eiweiß und fettes Öl, die Glyceride der Linol- und Ölsäure.

Die Leber ist ein ausgesprochenes Jupiter-Organ und das Gallesystem ein Mars-Organ. Die Signatur der Pflanze symbolisiert, dass man Zubereitungen aus den Mariendistelfrüchten bei Leberleiden zur Verbesserung der Lebertätigkeit und der Cholerese anwenden kann. Die größte Bedeutung hat Carduus marianus für die Therapie von Leberstörungen. Hier sind Zubereitungen aus den Früchten, in denen das Jupiterprinzip vorherrscht, üblich.

Viele Pflanzen sind aber auch von 3 oder 4 oder mehr Planeten dominiert. Es ist kaum möglich zu sagen, welcher Planet dann am stärksten vorherrscht. Daher ist es bei den Pflanzen allgemein einfacher, sich zunächst mit der Ebene der Indikation zu befassen und die "Planeten" als ergänzende Erweiterung für das Verständnis der Indikation zu verwenden.

So finden wir z.B. bei der Kamille Sonne, Mond und Merkur, beim Roten Fingerhut Merkur, Venus, Saturn und beim Gelben Enzian Sonne, Jupiter und Mars. Dazu kommt, dass die Kräfte in den verschiedenen Pflanzenteilen unterschiedlich dominant sind. Es ist möglich, erwünschte Kräfte solcher Pflanzen oder der daraus hergestellten Zubereitungen zu fördern. Dadurch wird die Kräfte-Ausrichtung eindeutiger. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten. Im Folgenden seien einige Beispiele genannt:

  • Durch die Auswahl der richtigen Pflanzenteile, wie z.B. Wurzeln, Blätter, Blüten oder Früchten entsteht gleichzeitig eine Auswahl entsprechender Kräfte.
  • Durch den richtigen Erntezeitpunkt erhält man ein Höchstmaß an erwünschten Kräften.
  • Durch Auswahl geeigneter Verfahren kann man gewünschte Kräfte steigern.
  • Durch die Kombination (Konjugation) verschiedener Zubereitungen, auch denen aus Metallen, kann man erwünschte Planetenkräfte stark erhöhen.

Was charakterisiert die Spagyrik? Geht es um besonders zubereitete Arzneimittel? Ist die Spagyrik eine besondere Therapierichtung?

Die Spagyrik ist eine "besondere Therapierichtung" mit einem eigenen geistigen Hintergrund, einer eigenen Sicht des Menschen und dessen Wechselwirkung mit seiner Umgebung und der Natur (das heißt der mikrokosmisch-menschlichen und makrokosmisch-universalen Ganzheit). Die Spagyrik lässt sich nicht auf eine Zubereitungsform oder Herstellvorschrift reduzieren. Spagyrische Arzneimittel sind nur eine Säule der spagyrischen Therapie. Überhaupt ist es nicht sinnvoll, in dogmatischer Weise an dieser oder jener Zubereitungsform zu "kleben". Die beste Zubereitungsform ist immer die therapeutisch wirksamste. Die therapeutisch wirksamste ist oft nicht die komplizierteste - im Gegenteil. Häufig führen einfache Prozesse (Prozess = Verfahren + Ausgangsstoff) mit einer größeren Sicherheit zum erwünschten Ergebnis, da bei den komplizierten Verfahren und auch bei der Kombination einer großen Anzahl von Grundsubstanzen die Heilkraft auch sehr leicht zerstört werden kann. So führt gerade bei den pflanzlichen Zubereitungen häufig die einfache Mazeration sicherer zu einer hohen Heilkraft im Arzneimittel als andere Verfahren.

Für die Spagyrik ist grundsätzlich wichtig, über Arzneimittel zu verfügen, die sie im Rahmen ihrer integralen Therapie anwenden kann. Die Arzneimittel müssen die 3 Kriterien erfüllen:

  1. Die Präparate müssen therapeutisch handhabbar sein.
  2. Sie müssen eine möglichst hohe Heilkraft aufweisen.
  3. Die Heilkraft muss deutlich indikationsspezifisch ausgerichtet sein.

Darüber hinaus dürfen aber die anderen Säulen der Spagyrik nicht vergessen werden: die ganzheitliche Diagnose und die integrale Therapie basierend auf der spagyrischen "Philosophie".

Im Rahmen der Spagyrik, die tatsächlich eine "ganzheitliche Heilkunde" ist, können die therapeutischen Interventionen nicht auf die Verabreichung bestimmter Arzneimittel reduziert sein. Schon allein die spagyrische Sicht der 5 krankheitherbeiführenden Ebenen verlangt das differenzierte Vorgehen des Therapeuten. Das ausschließliche Verordnen von Arzneimitteln ist nicht die Sache des Spagyrikers.

Welches Wirkprinzip liegt den spagyrischen Mitteln zugrunde?

Ein Bild hilft uns schnell, das spagyrische Wirkprinzip zu begreifen:

Wenn man ein Haus baut, braucht man dazu

  • einen Bauplan,
  • die Arbeitskraft der Bauarbeiter,
  • Baumaterial.

Entsprechend des Bauplanes wird das Baumaterial durch die Bauarbeiter zum Haus zusammengesetzt.

  • Fehlt es am Bauplan, weiß der Bauarbeiter nicht, wann er aufhören muss zu mauern, z.B. am Ende einer Wand oder wenn ein Fenster kommt. Er setzt immer weiter Steine aufeinander (medizinisch ausgedrückt: Proliferation, Tumor).
  • Mangelt es an Arbeitskraft, bleibt das Baumaterial liegen (medizinisch ausgedrückt: Sklerose, Konkrementbildung).
  • Ist zu wenig Baumaterial vorhanden, so kann das Haus nicht vollständig aufgebaut werden (medizinisch ausgedrückt: Mangelerkrankung).

Dieses Bild hilft uns auch, unseren Körper besser zu verstehen:

  • Nach dem "Vor-Bild", dem Bauplan des Organismus, baut
  • die Lebenskraft aus
  • dem Stoff unserer Nahrung unseren Körper auf. Das Baumaterial ist hier der stoffliche Anteil unserer Nahrung.

Erkrankungen können entstehen, wenn

  • das "Vor-Bild" defekt ist,
  • es an der Lebenskraft mangelt,
  • keine Nahrung vorhanden ist oder sie nicht den Ansprüchen genügt.

Über die richtige stoffliche Zusammensetzung der Ernährung wissen wir heutzutage weitestgehend Bescheid. Noch verhältnismäßig unbekannt ist das "Vor-Bild" und die "Lebenskraft". Die alten Spagyriker waren uns in dieser Hinsicht etwas voraus. Durch die einseitige materialistische und mechanistische Prägung unserer modernen Wissenschaft wurde das Wissen hierüber verdrängt. Das "Vor-Bild" und die "Lebenskraft" zusammen ergeben unseren "feinstofflichen Körper". Die Form, die Struktur dieses Körpers entspricht dem "Vor-Bild". Der "Stoff", aus dem dieser Körper besteht, ist die Lebenskraft. Dieser "feinstoffliche Körper" baut unseren physischen Leib auf und bessert auch Schäden aus. Ist er aber selbst beschädigt, gelingt ihm das nicht. Seine "Erkrankungen" pflanzen sich auf der physischen Ebene fort. Sie sind grundsätzlich von zweierlei Art: es gibt

  • einerseits die Defekte am "Vor-Bild"
  • andererseits die Mängel an Lebenskraft.

Auf unser Bild des Hausbaues übertragen entspricht dies

  • einerseits dem unvollständigen Bauplan
  • und andererseits dem Mangel an Arbeitskraft.

Besonders chronische Erkrankungen entstehen auf dieser Basis. Schäden, die dagegen rein physisch ausgelöst sind, ohne dass die Lebenskraft oder das "Vor-Bild" beschädigt ist, heilen, soweit es physisch möglich ist, aus. Dies kann aber nicht sein, wenn die "Kraft" oder das "Vor-Bild" defekt ist. Die Spagyrik erkennt dies und sucht nach Arzneimitteln, um Schäden in diesen Bereichen auszugleichen. Ideale spagyrische Arzneimittel sind also analog des menschlichen Organismus aufgebaut. Sie verfügen daher über eine

  • indikationsspezifische Ausrichtung
  • der (an sich unspezifischen, anonymen) Heilkraft, die mit
  • einer stofflichen Basis verbunden ist.

Die "stoffliche Basis" entspricht der menschlichen Physis, die "Heilkraft" der Lebenskraft und die "indikationsspezifische Ausrichtung" dem Vor-Bild.

Die Herstellprozesse der Spagyrik entwickeln diese Kräfte (Kraft plus indikationsspezifische Ausrichtung) aus Naturstoffen und bringen sie in die Form eines Arzneimittels (therapeutisch handhabbar durch die stoffliche Basis). Sie können als Arzneimittel dosiert dem Organismus zur Verfügung gestellt werden, damit er damit die spezifischen Mängel der Lebenskraft und des "Vor-Bildes" reparieren kann. Auf den Hausbau übertragen würde dies ein paar zusätzliche Bauarbeiter, ausgestattet mit dem fehlenden Teil des Bauplans, bedeuten.

KÖRPER DES MENSCHEN SPAGYRISCHES ARZNEIMITTEL HAUSBAU
(als "Bild" zum besseren Verständnis des spagyrischen Prinzips)
"Vor-Bild" indikationsspezifische Ausrichtung
(der Heilkraft)
Bauplan
Lebenskraft (an sich unspezifische, anonyme)
Heilkraft
Arbeitskraft
Physis stoffliche Basis Baumaterial

Die Aufgabe des Spagyrik-Therapeuten ist es unter anderem zu erkennen, welche Bereiche der Lebenskraft bzw. des Vor-Bildes gestört sind und mit welchen spagyrischen Mitteln diese auszugleichen sind.

Welche tierischen Ausgangsstoffe werden verwendet und welche Kräfte sind ihnen zugerechnet?

Tierische Substanzen werden nur wenig verwendet und auch keine Organe von höheren Tieren, z.B. Schafen, Schweinen, Kälbern bzw. Rindern.

In der derzeitigen Herstellung werden folgende tierische Grundsubstanzen verwendet:

  • Lachesis muta,
    die Buschmeister-Schlange. Ihr Gift ist tödlich, doch richtig dosiert wirkt es immunregulierend und heilungsfördernd bei verschiedenen Erkrankungen, so z.B. bei Infektionskrankheiten und septischen Prozessen. Das schonend getrocknete Gift wird in einer Wasser-Glycerol-Mischung gelöst und verdünnt. Die Zubereitung trägt Saturn- und Marskräfte.
  • Euspongia officinalis,
    der Meerschwamm bzw. das geröstete Gerüst des Meerschwamms wird mazeriert. Die Zubereitung trägt vorwiegend lunare Kräfte. Sie wirkt über die Hypophyse vor allem auf die Schilddrüse fördernd und ist bei einem erniedrigten Grundumsatz und Hypothyreose wirksam.

Was ist der Unterschied zwischen Tinkturen und Essenzen in der Spagyrik?

Das Verfahren besteht bei der Herstellung der "Tinkturen" immer auch in der Gewinnung eines Auszuges durch Lösen bzw. Herauslösen von pflanzlichen Inhaltsstoffen, z.B. durch Mazeration. Die Tinkturen werden daher auch "spagyrische Auszüge" genannt. Extraktionsmittel bei der Tinkturenherstellung ist ein Wasser-Ethanol-Gemisch mit unterschiedlichen Verhältnissen. Die Tinktur bzw. der Auszug ist nach der Art des Ausgangsmaterials gefärbt. Die Essenzen werden immer durch nachfolgende Destillation hergestellt. Charakteristisch bei den Essenzen ist, dass sie nicht oder nur wenig gefärbt sind, da die färbenden Pflanzeninhaltsstoffe bei der Destillation zurückbleiben.

Was ist besonders bei der Verwendung von Frischpflanzen zu beachten?

Wenn Frischpflanzen verwendet werden, geht auch das natürliche "Pflanzenwasser", der wichtige Träger äußerst vitaler Pflanzenkräfte, in die Zubereitung mit ein. Die darauf basierenden Präparate werden, je nach dem welche Verfahren angewandt werden, auch "Frischpflanzentinkturen" oder "Frischpflanzenessenzen" genannt.

Wichtig bei diesen Zubereitungen ist, dass die pflanzlichen Grundsubstanzen in vitaler Hinsicht nicht beeinträchtigt sind. Hitze oder eine zu lange Transportdauer der Frischpflanze vor der Verarbeitung der Pflanzen schädigen die vitale Kraft. Durch Lagern in Gefäßen aus Kunststoff oder Metall und durch Filtration mittels Unterdruck oder unter hohem Druck kann auch die Zubereitung selbst beeinträchtigt werden.

Die Spagyrik - eine besondere Therapierichtung?

Die Spagyrik ist eine grandiose Sicht der Natur, der Realität und damit der Bereiche, die des Menschen Quintessenz, sein Ich, mit Physis, Leben, Seele und Geist erfährt.

Auf der spagyrischen Erkenntnis baut die Diagnose und die Therapie auf, wobei die Arzneimittel nur einen Teil der Therapie darstellen. In der spagyrischen Praxis ist die ganzheitliche Sicht in der Diagnose und die integrale Therapie essentiell. Arzneimittel und ihre Verordnung nach Indikation und klinischer Diagnose allein genügen nicht, um tatsächlich die Spagyrik in ihrer beeindruckenden Ganzheit in der Therapie umzusetzen. Hier hat die spagyrische Sicht ihre wichtigste und "menschlichste" Bedeutung.

"Wir müssen unsere Körper
- gleich das Vergängliche -
als eine harmonische Stufenreihe
von Schwingungen betrachten,
die mit der obersten Stufe
der Astralebene beginnt und
hinab reicht bis ins Mineralreich."

Conrad Johann Glückselig

Firmengründer
1864 - 1934

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